42. Woche 2012 -  erster Teil -

"Im Tal der Täler"

Die Tourismuszentrale Oberstdorf wirbt mit diesem Spruch. Der Ort liegt nämlich mitten in einem weiten Tal, in dem Breitach, Stillach und Trettach zusammenfließen. Von hier aus führen die Täler dieser drei Quellflüsse der Iller tief in die Allgäuer Alpen hinein.

Und mitten in Oberstdorf wiederum liegt der große Wohnmobilstellplatz, von dem aus man in drei Minuten ins Zentrum dieses zauberhaften Örtchens gehen kann.

Wir haben hier eine neue Liebe entdeckt. Die verwinkelten Gassen, die kleinen Läden, die hübschen Häuser mit ihren Holzbalkonen und nicht zuletzt das gewaltige Bergpanorama haben es uns angetan. Und wenn man frisch verliebt ist, dann will man natürlich die ganze Welt daran teilhaben lassen. Man will allen die Fotos der Auserwählten zeigen und man ist ganz high vor Aufregung, was da wohl noch alles in der neuen Beziehung auf einen zukommen wird. Daher können wir mit unserem Bericht nicht bis zum Wochenende warten . . . . sonst platzen wir!

 

Weil wir so lange nicht in den Bergen waren und insgesamt seit der Afrika-Reise ein Bewegungsdefizit aufgebaut haben, sollte unsere erste Wanderung eine Flachetappe sein.

Mit der Gondel auf den Hausberg schweben könnten wir immer noch, das liebliche Trettachtal aber sollte unser erstes Ziel sein.

Immer entlang des sprudelnden Flusses ging unser Weg.

Dabei schien die Sonne großzügig ins Tal und ließ die bunten Blätter ganz besonders intensiv leuchten.

"Geh' aus mein Herz und suche Freud'!"

Oh, welche Freude wir hatten!

Die Freude wurde dadurch noch gesteigert, daß wir seit langer Zeit wieder einmal auf der Suche nach einer Letterbox waren. Natürlich ist man im Zielgebiet kribbelig und aufgeregt, bis man das Versteck der Box endlich aufgespürt hat. Schnell wurden Stempel in die Bücher gedrückt und ein kleiner Gruß dazu geschrieben. Ganz beschwingt und high machten wir uns auf den Rückweg. Immerhin hatten wir mitten im Allgäu eine Brotdose gefunden, die ein Unbekannter für uns - und andere Verrückte wie wir - hier versteckt hatte.

Dann kam der angekündigte Regen pünktlich wie bestellt und in der Nacht fielen die Temperaturen.

Am Morgen sah die Welt ganz anders aus.

Oberstdorf liegt auf 813 m Höhe aber wie hoch die Schneefallgrenze lag, konnte man an den umliegenden Bergen ablesen.

Der erste Schnee der Saison!

Angetrieben von der Aussicht auf eine weitere Letterbox, die irgendwo in der Umgebung der Gaisalpe gut versteckt liegen sollte, machten wir uns auf in höhere Lagen. Die Kombination aus Herbstfärbung und schneebedeckten Bergen hätten wir am liebsten in vielen Fotos festgehalten. Natur, wie sie schöner kaum sein kann!

An der bewirtschafteten Gaisalpe auf 1150 m Höhe gönnten wir uns allerdings keine Rast, denn noch galt es, die Letterbox zu heben.

Wieder einmal konnten wir alle Rätsel lösen, und ein weiterer Stempel ziert nun unser Logbuch.

Über den Wallraffweg, einen parallel zum Berg verlaufenden Panoramaweg, ging es zurück nach Oberstdorf. Sollen wir es noch einmal sagen? Diese Gegend hat uns verzaubert. Wir fühlen uns wie auf Wolke sieben, richtig high!

Als wir ganz beschwingt zu unserem mobilen Zuhause zurück kamen, erwartete uns eine liebe Überraschung. Unsere treuen Weggefährten Achilles und Irma, mit denen wir durch halb Afrika gefahren sind, wollten uns wieder einmal besuchen. Nachdem wir am Abend alle Neuigkeiten ausgetauscht hatten, machten wir uns am nächsten Tag daran, das Nebelhorn zu bezwingen. Na ja, um ehrlich zu sein . . . wir fuhren mit der Gondel zur 2224 m hoch gelegenen Gipfelstation und kämpften uns dann die wenigen Meter durch den Schnee bis zum Gipfelkreuz.

Von der Sonnenterrasse aus ließen wir die Blicke schweifen, bevor wir uns an den Abstieg machten

Als wir von dort oben hinunter ins Tal schauten, mußten wir an das Ereignis denken, das uns zu Beginn der Woche sehr gefesselt hat.

Wir haben nämlich den Extremsportler Felix Baumgartner bei seinem Sprung aus 39.000 m Höhe - vom Rande des Weltalls - wie es so schön hieß, live im Fernsehen verfolgt.
Als er endlich zu dieser gigantischen Höhe aufgestiegen war und im Begriff war, sich in die Tiefe zu stürzen, sagte er: "Sometimes you have to get up really high to know how small you are." Und genau so geht es uns auch. Wenn wir ganz oben auf dem Berg stehen, erkennen wir, wie klein wir sind in dieser Welt und doch haben wir dieses unbeschreibliche Hochgefühl. Einfach "high"!

Fazit: Egal wie high Du bist, Felix war higher.


 

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