Mittwoch, 18. April 2012

Ruhetag in Lilongwe

In der Hauptstadt der Malawier

Unseren wunderbar grünen, ruhigen, großzügigen Campingplatz hätten wir auch gut und gerne den ganzen Tag über genießen können aber um 9 Uhr stand der Bus bereit zur Stadtbesichtigung von Lilongwe.

Begleitet wurden wir von einem jungen Mann, der in Malawis Hauptstadt ein freiwilliges soziales Jahr leistet und sich gut auskannte in Politik, Geschichte und aktuellem Leben des Landes. Er erklärte uns auch die derzeitige Versorgungslage, denn das Auswärtige Amt hatte gemeldet, daß es im ganzen Land kein Diesel gibt - und das stimmte tatsächlich.

Malawi ist stark auf Importe angewiesen und kann diese nur mit ausländischen Devisen wie US-Dollar oder Euro bezahlen. Bis zum letzten Sommer wurde das Land zu einem erheblichen Teil durch Subventionen gestützt. Da der Präsident wie ein Diktator regierte, wurde ihm von Amerika und Europa der Geldhahn zugedreht und die Versorgungslage in Malawi immer schlechter.

Am Gründonnerstag erlag dieser Despot einem Herzinfarkt und die Vizepräsidentin rückte nach. Nun hofft das ganze Land auf den Aufschwung.

Als wir fragten, wie alt der Präsident denn gewesen sei, sagte Rafael, unser junger Stadtführer: „Schon ziemlich alt, ich glaube 50 Jahre oder so...." Als wir alle lachen mußten, merkte er erst, was er zu uns alten Leutchen gesagt hatte und lachte entschuldigend mit.

Rafael wußte aber auch sonst auf jede Frage eine Antwort und zeigte uns, wie grün Lilongwe ist und wie gewaltig zum Beispiel die malawische Reservebank in einem Park thront. Auch das Parlamentsgebäude machte einen fortschrittlichen Eindruck. Wobei die Flaggen auf Halbmast wehten, denn momentan ist der Leichnam des Präsidenten aufgebahrt und die Malawier stehen stundenlang Schlange, um sich von ihm zu verabschieden.

Wir machten auch einen Fotostopp am Ehrenmal der Gefallenen und am Mausoleum des ersten Präsidenten. Wieder freuten wir uns, nach dem Staub Mosambiks, endlich ein paar bunte Blüten zu sehen.

Aber wie immer wollten wir da hin, wo das wahre Leben tobt. Rafael brachte uns auf den Gemüsemarkt und den Holzmarkt. Die Zustände dort waren zwar um Klassen besser als wir es von Mosambik kannten aber für uns Nordeuropäer ist das bunte Treiben immer wieder wie eine völlig andere Welt. Wir zeigen kommentarlos ein paar Eindrücke......

So tätigten die Camp Challenger in Lilongwe alle ihre Einkäufe auf ihre Art. Manch einer handelte auf dem Holzmarkt und brachte ein Erinnerungsstück mit (das natürlich im La Strada zunächst einmal Platz finden muß!), andere besorgten im modernen Spar-Supermarkt das Grillfleisch für die nächsten Tage und wieder eine andere wurde glückliche Besitzerin einer SIM-Card der malawischen Telefongesellschaft „Airtel", die nach einigem Hin- und Her auch ein 2 Gigabyte Datenbündel aufgebucht bekam. Kostenpunkt: 2750 Kwacha. (Damit ist die Berichterstattung der nächsten Tage hoffentlich gesichert!)

Wer sich nun dafür interessiert, wie viele Euro ein Kwacha ist oder wie viele Kwacha man für einen US Dollar bekommt, der hätte die Antwort von Rafael auf diese Frage hören sollen: „Kommt darauf an, ob man bei der Bank oder auf dem Schwarzmarkt tauscht. Die Bank gibt nur 165 Kwacha für einen Dollar, der Schwarzmarkthändler zahlt viel mehr!" Also gingen wir mit Rafael zu „seinem" Wechsler um die Ecke und bekamen einen Kurs von 260 zu 1$. Auch ein Erlebnis!

Überhaupt scheint es in Malawi alles auf dem Schwarzmarkt zu geben, wenn man genügend Dollar hat. Kuga Tours wäre nicht Kuga Tours, wenn der Reiseleiter nicht auch Diesel besorgen könnte, wo es eigentlich keinen gibt.

Einige Reiseteilnehmer hatten zwar Kraftstoff aus Mosambik in den abenteuerlichsten Gefäßen transportiert aber es fehlten trotzdem noch so einige Liter für unsere Reise bis hoch nach Tansania.

Achilles hatte 20 Liter in einem Kanister über die Grenze gebracht, in dem früher Frittier-Öl gelagert worden war, Rainer und Dieter hatten Diesel in Mineralwasserflaschen gebunkert und Stahlkanister haben wir sowieso dabei.

Franz nahm aber heute noch eine umfangreiche Lieferung in Empfang, für die wir grüne Scheinchen rübergeschoben hatten.

So waren wir alle am Nachmittag noch mit einer - wie Franz sich ausdrückte - „Feldbetankung" beschäftigt. Einige tankten selbst, andere ließen tanken. Eben wie im richtigen Leben.....


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